Nahwärme im zweiten Abschnitt – Wie und Wo?
Wie wird aus Hackschnitzeln oder Luft Wärme?
Prinzip Hackschnitzel: Durch die Verbrennung von Hackschnitzeln aus Holz entsteht Wärme. Diese wird direkt an das Rohrleitungssystem des Nahwärmenetzes übergeben. Für den Betrieb des Hackschnitzelkessels ist es notwendig Holz und beispielsweise Heckenschnitt klein zu hacken und die Hackschnitzel in einer Halle zu lagern.
Prinzip Wärmepumpe: Ein Ventilator saugt Umgebungsluft an und leitet sie an einen Verdampfer weiter. In diesem zirkuliert ein Kältemittel, das aufgrund seiner thermischen Eigenschaften seinen Aggregatzustand bereits bei geringer Temperatur ändert. Kommt es mit der zugeführten “warmen” Umgebungsluft in Verbindung, erwärmt es sich solange, bis es zu verdampfen anfängt. Danach strömt dieser Dampf weiter durch einen elektrisch angetriebenen Verdichter. Dieser erhöht den Druck, wodurch auch die Temperatur ansteigt. Beim Kondensieren des Dampfes im Verflüssiger wird Wärme frei, die dann an das Nahwärmenetz übergeben wird.
Warum Hackschnitzel und Luft-Wärmepumpe?
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und allein Gussenstadt verfügt über 300 ha Waldfläche. Damit ist die Fläche so groß, dass theoretisch allein der jährliche Zuwachs zur Wärmeversorgung des in 2023 geplanten Nahwärmenetzes ausreicht. Hinzu kommt, dass nicht nur frisches Holz in einer Hackschnitzelanlage verwendet werden kann, sondern auch Recycling-Holz. Praktisch, dass ein Holz-Recycling-Unternehmen direkt in Gussenstadt angesiedelt ist. Nicht nur als nachwachsender Rohstoff überzeugt Holz. Das bei der Verbrennung von Hackschnitzeln entstehende CO2 wird direkt wieder für das Wachstum von Bäumen benötigt und damit gebunden. Die folgende Grafik verdeutlicht die Kreislaufwirtschaft des Holzes, wobei für uns hauptsächlich der linke Teil von Interesse ist (Quelle: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)):
Den zweite Teil unserer neuen Heizzentrale sollen Luft-Wärme-Pumpen bilden. Auch Luft ist ein regionaler Rohstoff und Strom zum Betrieb der Luft-Wärme-Pumpen produzieren wir wiederum erneuerbar in unserer Biogasanlage.
Eine weiterer Punkt, der die Entscheidung auf diese Mischung aus Hachschnitzeln und Luft-Wärme-Pumpe fallen hat lassen ist der Preis. Denn nur ein attraktiver Preis führt auch dazu, dass viele Häuser angeschlossen werden und ein effizientes System entsteht. Nicht zuletzt sind auch die verschiedenen Fördermöglichkeiten für Luft-Wärme-Pumpen in die Planung mit eingeflossen. Und so sehen wir uns in der Lage allen Wärmeabnehmern eine nachhaltige, erneuerbare und ökonomische Wärmeversorgung zur Verfügung zu stellen.
Wie und wo kann im zweiten Abschnitt Nahwärme realisiert werden?
Über eine große Doppelrohrleitung wird die Wärme vom BHKW der Biogasanlage oder von der neuen Heizzentrale (Gebäude für Hackschnitzelkessel und Wärmepumpen) direkt zum Dorf gebracht. Hierbei bietet der kürzeste Weg ein hohes finanzielles Einsparpotential, weil sich die Länge der Rohrleitung verkürzt und Wärmeverluste geringer werden. Um die Rohre sicher zu verlegen, müssen die Straßen aufgebaggert werden. Eingesetzt werden Rohrleitungen aus Stahl. Diese sind in der Anschaffung zwar preisintensiver als Kunststoffrohre, jedoch bieten sie eine längere Haltbarkeit. Außerdem können Stahlrohrleitungen durch ein System überwacht werden, welches Leckagen auf einen Meter genau lokalisiert. Die metergenaue Lokalisierung hilft Straßenbauarbeiten zum Reparieren zu reduzieren und den Schaden schneller zu beheben.
Mit der Verlegung des Nahwärmenetzes können Rohrverlegungen der Gemeinde, z.B. zur Erneuerung von Wasser- und Abwasserleitungen, verbunden werden. Außerdem kann bei der Verlegung der Rohrleitungen gleichzeitig die Verlegung eines Glasfaserkabels zur schnellen Internetanbindung stattfinden.
Das Nahwärmenetz 2.0 kann nur bei einer ausreichenden Anzahl an Hausanschlüssen innerhalb eines bestimmten Gebietes realisiert werden. Je mehr Haushalte die Wärme nutzen, desto günstiger wird die Heizwärme für alle. Der größte Anteil der Kosten sind die einmaligen Fixkosten, die beim Bau entstehen. Diese müssen auf den Wärmepreis umgelegt werden, um die Nahwärmeversorgung realisieren zu können und entstehen durch:
– Planung des Wärmenetzes inkl. Analyse der Realisierbarkeit und Profitabilität
– Erdbauarbeiten zur Verlegung von Rohrleitungen
– Materialkosten z.B. für Stahlrohrleitungen und Wärmeübergabestationen
– laufende Kosten z.B. für den Anbau und das Transportieren der Rohstoffe zur Wärmeerzeugung